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Weltkrieg III?

Durch einen Link bei Statler & Waldorf bin ich auf einen Artikel im Online-Angebot des Daily Telegraph aufmerksam geworden. Darin beschäftigt sich der Autor im Form eines fiktionalen aus der Zukunft in die Gegenwart gerichteten Rückblicks mit den möglichen Ursachen für einen neuen (Welt-)Krieg.

Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wodurch die Lethagie der westlichen Welt bezüglich des iranischen Atomprogramms verursacht wird.

Auch wenn ich mich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht der indirekten Forderung des Autors nach einer militärischen Intervention anschließen kann, sehe ich durchaus die Gefahr, welche von einem möglichen Atomprogramm ausgeht.

Dabei ist nur auf den ersten Blick relevant, ob eine atomare Aufrüstung des Irans überhaupt zu einem atomaren Konflikt führen würde: Die Tatsache, dass Israel bereits über Atomwaffen verfügt, kombiniert mit den jüngsten Anfeindungen durch den Iran und der Möglichkeit von Iran Atomwaffen einzusetzen, reicht vollkommen aus, um das Gefahrenpotential einzuschätzen.

Deshalb darf man gar nicht erst riskieren, dass diese Situation überhaupt eintritt: Ein Atomwaffenprogramm des Irans muss um jeden Preis verhindert werden.

Die viel schwierigere Frage ist aber, wie lässt es sich verhindern? Die Schwierigkeit liegt hierbei nicht in den eigentlichen Schritten, die notwendig wären um ein solches Programm zuverlässig zu unterbinden, dazu wäre eine militärische Intervention durchaus geeignet, sondern ist politischer Natur:

Der Iran hat nämlich laut Atomwaffensperrvertrag das legitime Recht Atomtechnologie zivil zu nutzen und auch Uran selbst anzureichern. Im Rahmen eines zivilen Atomprogramms erhält ein Staat aber zwangsläufig auch die wichtigsten Basis-Technologien zum Bau von Atomwaffen, die Beispiele Indien, Pakistan und Israel zeigen, dass daran praktisch kein Weg vorbei führt.

Eine Verweigerung des zivilen Atomprogramms kommt indes schon allein deshalb nicht in Frage, weil die Druckmöglichkeiten fehlen: Wirtschaftliche Sanktionen können einem Land wie Iran, das sich schon weitgehend abgeschottet hat, keine echten Sorgen mehr bereiten und die Androhung eines militärischen Vorgehens wäre völlig unglaubwürdig: Die USA und Großbritannien, die wohl als einzige überhaupt über eine ausreichende Truppenstärke verfügen würden, sind im Irak schon ausgelastet - und das weiß natürlich auch die iranische Regierung.

Was an Möglichkeiten bleibt, ist die intensive nachrichtendienstliche Arbeit um ein ziviles Atomprogramm inoffiziell zu überwachen und auf diese Weise frühzeitig über Absichten dieses für militärische Zwecke nutzbar zu machen informiert zu sein.

Hier offenbart sich aber ein ganz anderes Problem: Nach dem mit offensichtlich gefälschtem Geheimdienstmaterial begründeten Irak-Krieg würde kein Land der Welt es mehr Ernst nehmen, wenn die USA oder Großbritannien Material vorlegen würden, das ein iranisches Atomwaffenprogramm beweisen sollte. Hier greift das alte Sprichwort: "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, selbst wenn er mal die Wahrheit spricht."

Deshalb kommt aus meiner Sicht den Ländern, die sich von Anfang an klar gegen den Irak-Krieg positioniert hatten, also insbesondere auch Deutschland, in Sachen Iran eine ganz besondere Verantwortung zu: Ihre Geheimdienste müssen nun nämlich die Arbeit leisten, den Iran zu überwachen um so ggf. früh über ein Atomwaffenprogramm informieren zu können. Es bleibt zu hoffen, dass angesichts der Haltung beim Irak Geheimdienstmaterial dieser Ländern bei der internationalen Gemeinschaft noch Gehör finden würde.

Was bleibt ist die wage Hoffnung, dass der Iran es mit der zivilen Nutzung tatsächlich ernst meint und gar nicht die Entwicklung von Atomwaffen beabsichtigt. Das Auftreten des iranischen Ministerpräsidenten und seine Äußerungen gegenüber Israel lassen aber leider kaum Platz für diese Hoffnung...