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Filmemacher und Naturgesetze

Es verwundert immer wieder, wie bei Filmen physikalische Gesetze plötzlich völlig falsch interpretiert werden. Wie - gerade heute wieder - bei einer Folge von "Outer Limits" geschehen, scheint es ein Naturgesetz zu sein, dass Naturgesetze in Filmen nicht gelten...

Ich bin ein großer Fan der Serie "Outer Limits" (Montagabend, Kabel 1).

Dass es Serien, die sich irgendwo zwischen Sci-Fi und Mystery bewegen, mit physikalischen Gesetzen nicht zu ernst nehmen, kann man durchaus verstehen. Wenn sie dann allerdings verwendet werden, sollte man erwarten können, dass sie auch richtig sind - offensichtlich sieht das der Drehbuchautor letzen Folge o.g. Serie aber anders:

Die Geschichte dieser Folge (stark verkürzt): Ein Besucher von einem anderen Planeten kommt zur Zeit des Wilden Westens auf die Erde und verleiht einigen Menschen besondere Kräfte. Dazu gehört unter anderem die Fähigkeit Gegenstände aber auch ganze Menschen "verschwinden" zu lassen. Der Besucher erklärt dies damit, dass die Fähigkeit es ermöglicht "Masse in Energie" umzuwandeln.

Was zunächst nach einer recht interessanten Idee des Drehbuchautors klingt, entpuppt sich recht schnell als physikalischer Blödsinn. Damit meine ich nicht etwa die Details (wie dass dies nur durch Gedankenkraft geschieht): Soetwas macht schließlich jeder Sci-Fi-Film.

Das Merkwürdige ist vielmehr, dass die Gegenstände oder Personen in ein paar Lichtblitzen verschwinden (dies ist im Film mehrmals zu sehen).

Es reicht völlig, physikalische Grundsätze zu bemühen, um festzustellen, dass dies Blödsinn ist:

Wir befinden uns im "Einstein-Jahr" und es ist wohl kaum möglich, durch eine Buchhandlung zu gehen, ohne auf mindestens ein Buch mit der berühmten Formel E = mc2 zu stoßen. Diese Formel beschreibt - wie selbst vielen Nicht-Physikern bekannt sein dürfte - die Energie-Massen-Äquivalenz.

E ist die so genannte Ruhe-Energie eines Teilchens, d.h. die Energie, die es nur dadurch hat, dass es (mit der Masse m) existiert. Das Schöne an dieser Formel ist unter anderem, dass wir einen unmittelbaren Rückschluss vom Massenverlust auf die freigesetzte Energie ziehen können.

Wenn wir also annehmen, dass ein Mensch mit einer Masse von ca. 70 kg in Energie umgewandelt wird, entspricht die freigsetzte Energie einer Explosion von ca. 1500 Megatonnen TNT-Äquivalent (6,3 Exajoule für die, die SI-Einheiten bevorzugen).

Zum Vergleich: Die Hiroshima-Bombe hatte eine Sprengkraft von ca. 20 Kilotonnen (was einem Massenverlust von etwa 1 Gramm entspricht). Und die größte jemals von Menschen gezündete Atombombe hatte eine Sprengkraft von 50 Megatonnen.

Dass es also bei einer Einergiefreisetzung, die etwa um den Faktor 75000 größer ist als die der Hiroshima-Bombe, nicht nur ein paar "Lichtblitze" gibt, sollte eigentlich jedem einleuchten.

Aber scheinbar ist man bei den Filmemachern unfähig selbst solche Überlegungen anzustellen und gleichzeitig zu eitel andere darum zu bitten. Deshalb werden wir wohl auch in Zukunft solchen Blödsinn in Filmen sehen und hören.

Übrigens: Wer sicht für das Thema interessiert, dem dürfte die Seite Insultingly Stupid Movie Physics gefallen, die sich auch mit einer Reihe anderer Fragen beschäftigt (z.B. warum in Filmen Menschen immer durch Fensterscheiben fliegen, wenn jemand mit einem Gewehr auf sie schießt).